Die längste Nacht des Jahres war in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember.

Der Tag war 7 Stunden und 20 Minuten lang, die Nacht 16 Stunden 40 Minuten.

Jetzt gewinnen wir pro Tag ein bis zwei Minuten Tag dazu.

Die Römer feierten vom 23. bis 30. Dezember, die Rückkehr des Sonnengottes Saturns, während ich schreibe leuchtet meine Tageslichtlampe, ihr wird antidepressive Wirkung zugesprochen, in psychiatrischen Kliniken werden sie therapeutisch eingesetzt.

Seit einigen Jahren nehme ich hochdosiert Vitamin D, das Sonnenhormon, seit dem komme ich besser durch die düstere Zeit, auch die Erkältungskrankheiten haben sich deutlich reduziert.

Ich bin Ende Mai geboren, ein Kind des Lichts, und etwa drei Wochen zu früh, so ist meine Zeit eher die des höchsten Sonnenstands.

Vor einigen Jahren war ich am 31. Mai bei einer Hochzeit, im Garten eines alten Gutshauses, alle perfekt, den Bräutigam hatte ich alleinreisend in Meck-Pomm auf einer esoterisch angehauchten Wellness Reise kennengelernt, gemeinsam mit einer dritten im Bunde einer Steuerberaterin aus Baden-Baden versuchten wir durch unsere Krisen zu navigieren.

Ich gehörte somit nicht zu engsten Kreis, war aber in der Zeit zuvor eng mit dem Bräutigam verbunden.

Am Tisch bei mir eine traurige Person, die das viele Schöne der Feier kaum genießen konnte.

“ In drei Wochen werden die Tage wieder kürzer“, ein Satz für die Ewigkeit Sie hätte auch sagen können, dass die Sonne in drei Wochen am Höhsten steht, aber ihr war die Prognose die  des düster werden näher.

Für mich war die Skurilität dieser Situation, in all dem Schönen, dem kommenden Sommer, das Dunkel zu sehen überwältigend.

Mein Vater erzählte mir, das ein mit ihm und meiner Mutter befreundeter Polizist, meine Mutter mit den Worten;

„Hier kommt die Weltuntergangsdame“ begrüßte, bei ihr war das Glas immer halb leer, nie halb voll.

Etwas davon ist auch in mir, aber auch eine Gegenkraft

Meine Großmutter Hilda Resag, geboren 1914, zwei deutsche Weltkriege miterlebt hat sie miterlebt, Untergang und Neuanfang, sagte auch an finsteren Tagen, „da hinten wird es schon heller“, auch wenn noch kein Licht in Sicht war.

An düsteren Donnerstagen, beim therapeutischen Reiten, wenn Regen und Sturm droht, zitiere ich meine Oma Hilda, deren bedingungslose Liebe mich noch immer umhüllt.

“ Da hinten wird es schon heller.“

In den sieben Jahren beim Reiten, jeden Donnerstag mussten wir nur einmal wegen dem Regen und Wind abbrechen.

Ich sage dort an trüben Tagen immer,

„da hinten wird es schon heller“.

Wenn ich sie in den frühen Neunzigern fragte, wie es ihr geht, sagte sie,

„dem Alter entsprechend, ich kann mich nicht beklagen.“

Bis sie neunundachtzig war, fuhr sie noch mit der U-Bahn zu ihrem geliebten Schrebergarten und baute neue Gemüse Sorten an.

Nach einem Sturz behandelte ein kluger Orthopäde den abgebrochenen Wirbel ambulante mit einem Korsett :“wenn ich Sie in’s Krankenhaus schicke , kommen Sie nicht wieder hoch“, so blieb Ihr das Elend zwischen Durchgangssyndrom im Krankenhaus und Kurzzeitpflege erspart, an dem mein Vater und eine Tante zugrunde gingen.

Ohne diese Haltung wäre ich zwei Jahre nach der MS-Diagnose nicht in die Freiberuflichkeit gegangen.

Ich kündigte meine unkündbare Stelle, ich war in einem großen Team in der Drogenhilfe, so falsch wie früher in großen WGs, um mir eine freiberufliche Tätigkeit aufzubauen.

Ich beriet Betriebskrankenkassen, und später auch eine große Ersatzkasse, und deren Versicherte im Umgang mit den ansteigenden psychischen Erkrankungen, aus Kassensicht ein explodierender Kostenfaktor, aus Betroffenensicht die letzte Absicherung vor dem bitteren Aufschlagen in Hartz4, nach der Abschaffung der Arbeitdlosenhilfe, die vor Gerhard Schröders Agenda bis zur Verrentung gezahlt wurde.

Die Situation war etwas bizarr, ich war ausgestattet mit einer Diagnose, die der sichere Weg in die Erwerbsminderungsrente war, versuchte die Verzweifelten, mit psychischen Diagnosen, vom Schicksal aus der Kurve gehauenen zu motivieren ihr Leben trotz schlechter aktueller und biografischen Ressourcen in die Hand zu nehmen. .

Wichtig war Ihnen immer dass das Unrecht, bzw Unheil dass Ihnen geschehen war, gesehen wurde.

Den Aspekt kenne ich auch aus meinem eigenen Leben und Erleben, etwas möchte als Opfer mieser Verhältnisse anerkannt werden.

Diese Konstellation begegnet mir auch in meiner Psychotherapeutischen Praxis bei einigen Patient*inn*en, die für sich nach langem Leiden nur den Weg in die Erwerbsminderungsrente sahen.

Das Rentenbegehren wird mit Psychischen Diagnosen in der Regel von Kliniken, Gutachtern und Gerichten abgeschmettert, der Simulationsvorwurf spricht aus vielen Gutachten.

Die subjektive Not der Betroffenen bleibt ungehört. Ich vermute, wenn diese anerkannt würde, und eine auskömmliche Rente für drei bis fünf Jahre gewährt würde, käme die eine oder andere wieder in die berufliche Aktivität, vielleicht über einen Minijob oder eine Selbstständigkeit, ein bedingungsloses Grundeinkommen ersparte den Gerichten dieses unwürdige Procedere.

Ich kann diese subjektiven Nöten, die die Menschen in diese Situation bringen mitempfinden und würdigen, einschätzen wer die subjektiven Ressourcen zur Mobilisierung unter den gegebenen Verhältnissen hat, kann ich nicht.

Diesen Punkt, wo subjektiv nichts mehr geht, was vorher Gewissheit war, vertrauen auf eigene Ressourcen, herunter kippen in die Passivität, kenne ich.

Warum gelingt es den einen, dem anderen nicht, warum kippt jemand der schon soviel bewältigen konnte an einer Marginalität um, und kommt nicht mehr auf die Beine, und wie kann effektive Hilfe aussehen, wie kommen wir im therapeutischen Prozess vom Verständnis zur Selbstermächtigung.

Mir hat, als meine mühsam zusammen gehaltene Welt brach, Dr. Friedrich geholfen, ein ärztlicher Psychoanalytiker.

Ich wollte auf den Arm, getröstet bemitfühlt werden, ich lernt etwas das ich damals nicht wissen wollte, oder konnte, je beschissener deine Situation ist, desto präsenter wacher musst du sein, auch um zu kämpfen, es wird niemand anders für dich tun, und wenn gibst du deine Autonomie auf.

Dr Friedrich hatte die gleichen strahlend blauen Augen, die leuchten und strahlen  wenn die ersten blauen Tage leuchten.

Der Autonomie Unabhängigkeit Konflikt, einer Grundkonflikte in der Psychodynamik.

Als ich begann psychotherapeutisch zu arbeiten, und Langzeit Therapie Gutachten zu schreiben, bemerkte ich nach dem Fünften, dass ich immer den Autonomie-Unabhängigkeits Konflikt hervor hub.

Ich dachte dann, ist es meiner, oder der der Patiientin. Meine erste Patientin war über den Professoren Vater privat krankenversichert.

Sie hatte aufgrund der Erkrankung der Mukoviszidose eine transplantierte Lunge. Sie studierte den akademischen Eltern zu Liebe Gebärdendolmetscherin, obwohl ihr das Manuelle im Ausdruck nicht lag. Damals war das Rauchen noch gestattet in Bars. Sie lebte ein wildes kurzes Liebesleben, innerlich wissend das ihre Zeit kurz war.

Sie starb, nach einigen heftigen Abstossungsreaktionen des Transplantates, an den Folgen der Immunsuppression.

Von meiner Erkrankung wissend, war es mir gestattet auf die Gefahr des Aufenthalts in verbrauchten Bars hinzuweisen, letztlich hat die Immunsuppression ihr kurzes wildes Leben beendet.

Kurz vor ihrem Tod hat sie ihre Jugendliebe geheiratet, sie ist in Frieden gegangen, getragen auch von der Liebe der Eltern und der älteren Schwester.

Ich bin dankbar, dass ich Annette ein Stück begleiten durfte, und die den Eltern, dass sie unsere Arbeit über die Krankenversicherung hinaus unterstützten, sie hatte vor ihrer Ehe zahllose Liebhaber.

Ich bin seit 25 Jahren mit der Diagnose einer unheilbaren Erkrankung konfrontiert. Als erstes machte sich nach neun Jahren Beziehung der Mann weg, von dem ich glaubte, er wäre

„the one and only“. Tief Innen mega romantisch, glaubte ich an die Eine, vom Schicksal begünstigte große Leidenschaft. Zwei Jahre pendelten wir zwischen Hamburg und Nürnberg.

Er ermöglichte mir den Absprung aus dem Wohnptojekt in dem menonitischen Pfarrhaus von 1700 Irgendetwas in St Pauli, für 50 Jahre hatten wir einen Erbpachtvertrag unterschrieben, nach fünf Jahren trat ich die Flucht auf die andere Seite der Alster an, in eine Neubauwohnung mit Fußboden Heizung an.

Es war eine wichtige Erfahrung mit siebzehn Anderen kollektiv und autonom zusammen zu leben, ich habe mehr über die Düsternis menschlichen Miteinanders wie in sechs Jahren Psychologie Studium gelernt, oder in mindestens 300 Stunden tiefenpsychologisch oder analytischer Weiterbildung.

Hoch motiviert die Guten zu sein, kaum eine Woche verging in der das Kollektiv nicht in einem größeren Rudel gegen irgendein weltweites Unrecht auf die Straße, das Miteinander scheiterte im Alltag, große Feste wurden gefeiert, etlichen Zugewanderten eine Bleibeperspektive verschafft, aber Empathie für die Nöte der Mitwohnenden war nur situativ und rudimentär vorhanden. Mein Auszug ist dreißig Jahre zurück, schade dass der Versuch einer alternativen Lebensform zur Kleinfamilie am Alltag scheiterte.

Wenn ich gelegentlich mit Menschen aus dem jetzigen Leben durch St. Pauli fahre, wird mir zum Einem das Herz warm, zum anderen fühle ich mich wie, Oma erzählt vom Krieg, es ist wie bei meinem Vater, der nach einem Remigrationsversuch nach Köpenick, von wo er in den Westen ging, „da wo ich herkommen, das gibt es nicht mehr“, sagte mein Vater nach einem gescheiterten Remigrationsversuch in Köpenick, wo nach seiner Verrentung, und dem endgültige Scheitern der zweiten Ehe. Er blieb nach seinem Absetzen in Westen mit neunzehn Jahren, fahnenflüchtig von der Volksarmee heimatlichen, trotz wirtschaftlichen Aufstieg in Rechenzentrumsbranche.

Mit Anfang Fünfzig zu Helmut Kohls Zeiten als Führungskraft über die Sozialkassen früh vom Arbeitsmarkt entfernt, politisch flankiert um den Jungen eine Chance zu geben.

Die versuchte Freiberuflichkeit war nicht seins, einen großen Teil der privaten Altersvorsorge verzockte er im ersten deutschen Börsenrausch,  Manfred Krug,  ein Schauspieler mit DDR Vergangenheit, der im Tatort mit Charles Brauer auch jazzte warb für die Telekom Aktien, um die deutschen Aktìenmuffel zu motivieren Telekom Aktien zu erwerben,

Mein Vater war nicht erfolgreich, wie viele Andere verlor viel Geld und zog sich wieder aus der Aktien Welt zurück.

Mir glückte die Freiberuflichkeit, und jetzt nach dreiundzwanzig Jahren, ist es doppelt so lange wie ich insgesamt angestellt tätig war. Jetzt habe ich selbst Angestellte und genieße die Unabhängigkeit. Weihnachten war in der Kindheit die Zeit unerfüllter Sehnsüchte nach Aufgehobenheit und Zugehörigkeit.

Wenn die Großmutter ihre geliebten Königinnen Pasteten servierte, bestellt bei einem Bäcker Daube, war da ein Glanz in ihren Augen, den Tannenbaum schmückten echte Kerzen, dieser Glanz in den Augen der Großmutter, ihre Freude an den Pasteten war Weihnachten.

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Herzlich Willkommen

Danke, dass du vorbeischaust! Ich bin Kathrin Köpp, psychologische Psychotherapeutin aus Hamburg. Neben meiner Arbeit in der Praxis biete ich eine Online-Beratung für Krisensituationen und diagnostische Einschätzungen für Selbstzahler ohne Wartezeit an. Auf diesem Blog möchte ich mit dir Geschichten aus meinem beruflichen und privaten Alltag als von MS-Betroffene teilen. Meine wichtigste Mitarbeiterin ist Miss Molly, nach zehn Jahren als Hauskatze auch als Queen Mom bekannt. Besonders bei ängstlichen und depressiven Patientinnen ist sie ein wertvoller Teil meines Teams.

Besuch gerne meine Homepage: Tiefenpsychologisch fundiert – Psychodynamisch fokussiert – Home

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