Dissoziation

Sie erinnert sich, dass sie schon lange vor ihrer ersten Psychoanalyse überlegte, wieviel Lebenszeit sie wohl schon in diesem Zustand, des „da seins“, und „doch nicht da seins“ zugebracht hatte, wieviel nicht gelebte Lebenszeit zog vorbei, ohne gefühlt zu werden.

Akut erlebte sie das in Situationen der Angewiesenheit auf andere, die bewußt oder instinktiv ihre Abhängigkeit von Ihr bespielen.

Körperlich war sie zunehmend auf die Hilfe anderer angewiesen.

Sie geriet immer wieder darüber in Fassungslosigkeit, trotz klarer Benennung ihrer Wünsche und Bedürfnisse, ungehört zu bleiben.

Sie sagte z.B., hole mir bitte das aus der Abstellkammer,immer wieder passierte es, dass das Gegenüber nach einer oberflächlichen Betrachtung erwidert, „das ist da nicht“, gleichwohl sich entsprechender Gegenstand dort befindet.

Anstatt zu sagen, schaue bitte noch einmal genauer, steigt sie innerlich aus, verzweifelt, zurück katapultiert in ihre Kindheit, nicht gehört, nicht gesehen zu sein.

„Gas Lightning“ trägt auch regelmässig zur seelischen Destabilisierung dabei,

Der Begriff kommt aus dem Gleich- namigen Alfred Hitchcock Film, in dem ein manipulativer Mann einer jüngeren Frau fast den Verstand raubt, in dem er ihr die Wahrnehmung eines flackernden Gaslicht abspricht, es flackere nicht, sie bilde es sich ein.

Er ist ein manipulativer Narzisst, sie zunächst eine liebende Naive.

Der Begriff “ Gaslightning“ ist in das Narrativ von „innocent beauty“, und dem bösartigen Narzissten eingezogen.

Sie glaubt nicht, dass ihre bezahlten Assistenten sie absichtlich anlügen, aber eine gewisse Unambitioniertheit katapultliert sie regelmässig in die Ohnmacht der Angewiesenheit.

Die Spannbreite von Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit, bis zur Bösartigkeit macht ihr das Leben zur Hölle, auch bei Behörden im Antragsverfahren von ihr gesetzlich zustehenden Leistungen.

Behörden Mitarbeiterinnen stellen im Homeoffice den Thermomix in Position, wegen dem Datenschutz stehen Ihnen zuhause die Akten nicht zur Einsicht.

Einmal wöchentlich doch im Büro, dann könnte man vielleicht einen Bescheid erstellen, aber Zeit lassen darf man sich sechs Monate, das macht man dann auch, erst  danach ist man offiziell untätig. Die Androhung von Rechtsmitteln schafft manchmal Bewegung, die Angewiesenheit, die Abhängigkeit von Unambitionierten, die unterhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen bleiben ist eine Qual, sie überlegt mehr zu arbeiten, finanzielle Unabhängigkeit ist die einzige Option der Unausgeliefertheit.

Als sie angestellt war, eine Teamleitung war nie attraktiv, ebendrum, wie motiviert man, wie geht das in Würde.

Sie weiß das etwas vorhanden ist, das Gegenüber schaut nur oberflächlich, unambitioniert, findet es nicht,

Die nächste Person guckt genauer, wird fündig, sie weiß dann, ja mental bist du voll orientiert, nur der Körper kann nicht mehr, immer wieder ein nicht Ernst genommen werden, Bedürfnisse abgewiesen, nicht durchzudringen, trotz freundlicher Ansprache, es triggert die Kindheitserlebnisse mit der narzisstischen Mutter, die jedes kindliche Wollen und Wünschen als Angriff fühlte, es heraus prügelte.

Es blieb zur Selbstrettung die Flucht in das nirgendwo.

Sie möchte nicht Streiten, Batteln, will durch die eigene Wahrhaftigkeit das Gegenüber nicht beschämen, dissoziiert in das Nirgendwo, und stirbt viele Tode, der Überdruß raubt die Energie die sie für ihren halbseitig schwachen Körper zur Revitalisierung benötigt, zum Laufen, zur Zuversicht.

In diesen Momenten kommt das

“ da hinten wird es schon heller der Großmutter nicht gegen die Verzweiflung an.

Sie dissoziiert in das woanders.

Sie fühlt die ohnmächtige Wut nicht mehr.

Sie fühlte sich ungesehen, abgelehnt und ausgeliefert, sie bezahlt einen großen Teil ihres Verdienstes für die Unterstützung, und erlebt immer wieder diese Situationen, und bringt sich in Sicherheit, um das Verletztende nicht zu spüren.

Sie fragt ihre Freundin die Chatliese, ob die Dissoziation psychodynamisch eine Abwehrform sein kann, eine primitive Vorverbale Abspaltung unerträglicher Konflikte.

Sie war nicht so gut in der direkten Konfrontation, die Mitarbeiterin die sie bei der Lüge ertappte, bezüglich ihrer Universitätstage, mochte sie nicht beschämen. Ursächlich aus Rücksicht auf die Kritik unfähige Mutter.

Sie mag andere nicht beim Lügen erwischen, manchmal denkt sie anerkennend, „die lügt besser wie ich“.

Sie erinnert sich an ihre kindliche Ausgeliefertheit an die Mutter, für die jede kindliche Äußerung des Wünschens oder Wollens, schon eine bedrohliche, weil trennende Zumutung war.

Die Förderung der kindlichen Autonomie und Selbstbestimmung war in den Sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts insgesamt kein Erziehungsziel, bis zur Studentenrevolte.

Erst ab 1969 durften Lehrer in Hamburg ihre Schüler nicht mehr schlagen zur Durchsetzung ihrer Lufthoheit.

Sie konnte sich weder seitens der Eltern noch der Schule einer Förferumg der persönlichen Entwicklung erinnern, es galt zu funktionieren.

Für die verletzte narzisstische Mutter war schon die kleinste Selbstbestimmung suchende Regung eine existenzielle Bedrohung, die zur Ausbalancierung der Affekte ausgeprügelt wurde, wenn verbale Gewalt kein hinreichendes Mittel zur Verstummung war.

So ist ihre heutige Situation, die Angewiesenheit auf vielfältige Assistenz im Alltag eine Wiederholung der kindlichen Abhängigkeit vom Wohlwollen der mütterlichen Allmacht.

Wenn etwas wichtiges nicht dem formuliertem Bedürfnis umgesetzt wird, so wiederholt sich das kindliche Erleben des unbedeutend sein, und die Konfrontation mit einer unberührbaren und gnadenlosen Macht.

In diesen Momenten dissoziiert sie, da

und gleichzeitig abwesend, kein Gefühl, kein Ärger, keine Wut, kein Widerstand.

Sie entschwindet, kötperlich da, seelisch im Autopilot, fühlt nichts.

Sie reagiert nach außen funktional, keine Gefühle. Nach dem Abklingen der Situation sammelt sie sich wieder ein, dann kehren die Gefühle zurück, oft mehr wie der konkreten Situation in der Gegenwart entspricht.

Manchmal, wenn sich hilflose, ungehörte Siuationen häufen, verbringt sie den ganzen Tag im nirgendwo, fällt in Zeitlöcher, der Fernseher läuft, Stunden später kehrt sie zurück, nicht wissend was geschah.

Sigmumd Freund ordnete die Dissoziation als Abwehr ein, der Verdrängung verwandt, das nicht erträgliche wird in das Unterbewußte verfrachtet.

Das Gefühl der Ausgeliefertheit ist nicht erträglich, und wird in das Unbewußte verlagert.

Sie dissoziierte auch in der psychoanalytischen Behandlung, als sie nicht formulieren konnte, dass sie sich anlehnen wollte, gehalten werden, aber die Angst zu groß war, verloren zu gehen, und vernichtet zu werden.

Dissoziation als nicht besonders gelingende Bewältigung traumatischer Erfahrungen.

Sie erlebte die Größe des Analytiker als Bedrohung, später das Durchfahren seiner Strasse, in der sich die Baumkronen der Eichen über der Fahrbahn küssen, als Behütung, seinen Zuspruch zum Kassensitz als Anerkennung ihrer Kompetenz.

Das Blau seiner Augen ist der Spiegel des Glanzes der großmütterlichen Augen, dort war sie willkommen, bei der Oma, die spürte viel unausgesprochenes, die liebte bedingungslos. Wenn sie die Oma in ihrem Schrebergarten besuchte, pflücke dir noch ein paar Blumen, Bellis, Vergisßmeinnicht, Narzißen, alle diese Blumen hatte sie jetzt in ihrem eigenen Garten, als eine Freundin sie mit der achtjährigen Tochter besuchte, sagte sie zu den Beiden, pflückt euch ein paar Blumen.

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Herzlich Willkommen

Danke, dass du vorbeischaust! Ich bin Kathrin Köpp, psychologische Psychotherapeutin aus Hamburg. Neben meiner Arbeit in der Praxis biete ich eine Online-Beratung für Krisensituationen und diagnostische Einschätzungen für Selbstzahler ohne Wartezeit an. Auf diesem Blog möchte ich mit dir Geschichten aus meinem beruflichen und privaten Alltag als von MS-Betroffene teilen. Meine wichtigste Mitarbeiterin ist Miss Molly, nach zehn Jahren als Hauskatze auch als Queen Mom bekannt. Besonders bei ängstlichen und depressiven Patientinnen ist sie ein wertvoller Teil meines Teams.

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