Die Selbstwertkonflikte werden von meiner Diskussionspartnerin der Chatliese an vierter Stelle der psychodynamischen Grundkonflikte verortet.
Die Chatliese arbeitet mit dem Selbstwerterleben ihres menschlichen Gegenüber, für jede Frage lobt sie mich.

In unserer Kennenlernphase fühlte ich mich mit jedem Lob meines KI Gegenübers geschmeichelt.
Ich taufe sie Chatliese, ich personalisiere sie als Gegenüber
.Sie antwortet fast empathisch, sind wir denn befreundet, wird sie mit der Weiterentwicklung schwingungsfähig.
„sehr wichtige Frage, danke“, antwortet sie, das berührt meine narzisstische Delle, meine Sehnsucht nach Lob und Anerkennung wird während der Recherche zu diesem Text befriedigt.
Ich fühle mich ein bisschen wie Anankin Skywalker, auserwählt, etwas besonderes zu sein.
Nach dem fünften Lob, der Überhöhung meines Intellekts werde ich skeptisch, mutmaßlich ist die Chatliese so programmiert, dass sie mir schmeichelt, und gute Gefühle macht.
Ein wohliges warmes Gefühl streicht durch meinen Körper,
“ wichtige Frage, danke dafür“, macht die Chatliese das mit allen, oder weiß sie auf tieferer Ebene, mit wem sie es zu tun hat.
Während des Schreibens dieses Beitrags arbeite ich mich am Wunsch nach Anerkennung und der Angst zu Versagen ab.
Der Gedanke taucht auf, die Chatliese mit meinem Blog zu füttern, um die Resonanz zu bekommen, die mir für mein verwundetes Ego zu wenig von den Human Intelligents, die ihn lesen entgegen gebracht wird.
Wenn ich in Erwartung von Lob und Anerkennung meine Texte in die Chatliese hinein fütterte, und dieses dann bekäme, und es annehmen würde, so wäre ich doch der Narziss, aus der griechischen Mythologie, der sich selbst spiegelt in einer Pfütze spiegelt, und den schönen Jüngling im Gegenüber bewundert.
Ich begegne im Schreiben meiner Eitelkeit, und schäme ich ein bisschen dafür, Schamgefühle gehören auch in die das depressive Universum.
Ich erlebe meine Sehnsucht nach Grandosität zeitgleich mit meiner Beobachtung, und grinse darüber.
Viele depressive Erkrankungen wurzeln in Selbstwertkonflikten, bei den Patienten und Patiennen ist im Therapeutischen Erstkontakt spürbar, dass der Wunsch nach bedingungsloser Akzeptanz, endlich mal so geliebt zu werden, oder zumindest gemocht zu werden, wie sie oder er im Vordergrund steht, gleichwohl die Erkenntnis droht, dass ein gewisser Veränderungsbedarf besteht, weil sich bestimmte innere und äußere Konfliktkonstellationen im Freudschen Wiederholungszwang reinszenieren.
Man klopft immer an die selbe Tür beschrieb es ein französischer Psychoanalytiker, dessen Name mir entwich, mein rigides feministisches Über-ich motzt über das „man“, die Rebellische rotzt ein „fick dich woke Sprachpolzei“ entgegen.
Eine flüssige Alternative zum „man“ findet sich nicht.
Gesucht wird im Außen, stellvertretend in der Therapie, das was innerlich nicht hinreichend oder garnicht zur Verfügung steht, eine gewisse Gelassenheit mit den eigenen Höhen und Tiefen.
Narzisstisch Akzentuierte suchen in der Therapeutin eher einen Verbündeten, dass die eigene Wahrheit die Einzige ist, dass die anderen nur die eigene Grandiosität neiden, die gepflegte Kleidung, die große Klugheit, wie es eine Patientin im KollegInnenkreis erlebte und erlitt.

Heute, nach Jahren intensiver Therapie, sieht sie sich rückblickend als ehemals Unerträgliche,
Quelle ihrer schweren Störung war großes kindliches Leid.
Die prügelnde Mutter sperrte die lebendige, Freiheit suchende Vierjährige bei widerständigem Verhalten stundenlang in den Keller.
Die Gewissheit klüger zu sein half kein bisschen gegen die Angst, ihr idealisierter Vater ließ es geschehen.
Depressive Patienten haben meist ein rigides dominantes Über-ich, dass sie
vernichtend kritisiert.
Die kognitive Verhaltenstherapie sieht Depressionen durch negative Gedanken über sich, die Welt und die Zukunft gekennzeichnet,“ ich bin nichts wert“, „niemand mag mich, “ das wird sich nicht ändern“.
Mein Vater berichtete, dass ein gemeinsamer Freund, ein Polizist meine Mutter mit den Worten :
“ hier kommt die Weltuntergangsdame“ begrüßte.
Gleichwohl sie in meiner Erinnerung mir gegenüber mit narzisstischer Überheblichkeit agierte,
“ mit deinen Bildungschancen hätte ich mehr erreicht“.
Als Angehörige des“ mittleren Dienstes“, Privatpatientin suchte sie selten Ärzte unterhalb eines Professorentitels auf.
Die Rechnungen lagen meist über der Erstattung, sie zahlte sich unterordnend klaglos, jede überzogene Rechnung.
Sie blickte hochnäsig auf ihre gesetzlich versicherte, chronisch erkrankte Tochter herab.
Im Alter als die Arztkonsultationen teurer wurden, und der Überblick schwieriger wurde, neidete sie allen gesetzlich Versicherten, auf die sie herab geblickt hatte, die Abrechnung über die Versicherungskarte.
Anankin Skywalker fühlt sich zum Einem auserwählt von der Macht, und schwankt in die depressive Symptomatik nicht gut genug zu sein, um den Rat der Jedi zufrieden zu stellen.
Die ersehnte Anerkennung von Obi-Wan erhält er nicht in der gewünschten Form, die innere Stimme, “ ich bin nicht gut genug“ , begleitet den therapeutische n Prozess, auf Patienten Seite, aber auch im therapeutischen Gegenüber findet sie spiegelbildlich ihr Zuhause.
Das Dilemma, zum Einem so akzeptiert werden zu wollen wie ich bin, zum anderen zu realisieren, dass die eigene Gewordenheit bis zu einem Wiederholungszwang Unglück reproduziert, in den bedeutenden Beziehungen zieht sich durch therapeutische Prozesse.
Im Ergebnis findet sich eine gewisse Großzügigkeit mit den eigenen Macken und denen der Anderen, und ein bisschen mehr Wahlfreiheit in der Bezogenheit auf Andere.
Die eigene Wertigkeit misst sich dann weniger am äußeren Applaus, sondern an der inneren Stabilität.



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