Mein Name ist Hannah Rogge, ich möchte mich vorstellen, spricht die Fünfundneunzige, die in dem Bett neben mir in der Kardiologie angekommen ist. „Ich habe ein Einzelzimmer bestellt“, ich hatte mich gerade gefreut, allein in dem Bett am Fenster, mit dem Blick auf viel Himmel und Bäume zu sein. Als gesetzlich Versicherte, die 14 000 Euro jährlich in den Topf zahlt, fühle ich mich etwas herabgewürdigt.Später werde ich von der Tochter erfahren, dass ihr Vater in jüngeren Jahren eine stationäre Zusatzversicherung abgeschlossen hat. Frau Rogge wird vom Pflegepersonal mit einem Katheder an das Bett gefesselt, unten am Bett hängt eine Plastiktüte, in der der Urin gesammelt wird, das spart die Zeit Frau Rogge auf die Toilette zu begleiten, oder zumindest einen Toilettenstuhl, oder minimalst eine Bettpfanne heran zuholen. Mir wurde auch großzügig ein Katheder angeboten, oder zumindest eine „Schutzhose“, zum hinein urinieren.Ich lehne das entsetzt ab, und verteidige meine Autonomie beim Toiletten Gang. “ Ich muss auf meinem Rücken achten“, faucht mich die osteuropäisch akzentuierte Pflegekraft mit dem mürrischen Gesicht an, wie gut das ich Zweimeter Fabi dabei habe, gleichwohl Fabi mich alleine hochhievt, sehe ich ihrem Gesicht an, dass ich eine Freundin für diesen stationären Aufenthalt gefunden habe, später berichtet Fabi, dass sie auf dem Flur Angehörige eines Patienten angeschrieen hat, wie süß seuselte sie, als sie mir den Katheder „nur für den stationären Aufenthalt“, angedeihen wollte, jetzt funkeln ihre Augen nur noch böse in meine Richtung, ich, die ihre Autonomie beim Klogang verteidigt, bin das Gegenüber, dass für einen kaputt gearbeiteten Körper, eine wahrscheinlich verwundete Seele zuständig ist. Der Profit orientierte Vorstand, des vor zwanzig Jahren gegen den Willen der Mehrheit der Hamburger Bevölkerung privatisierten Landesbetrieb Krankenhaus. Einmal musste die dauerregierende SPD das Zepter der Macht aus der Hand geben, und Olé von Beust verscherbelte zusammen mit dem mitregierenden rechtsaußen Richter Ronald Schill den Großteil des LBKs an den Spezi seines Finanzsenators.

Im Volksentscheid votierten 76,8% der Abstimmenden gegen die Privatisierung im Volksentscheid vom 29 04.04, 69 % der Hamburger Bevölkerung beteiligten sich.

Wundern sich Politiker ernsthaft woher ein gewisser Überdruss am System der parlamentarischen Demokratie kommt.

Die Tochter von Hannah Rogge, die ihre Mutter bei Besuchen liebevoll umsorgt, erzählt, sie sei selbst Krankenschwester, sie hätte gegen die Privatisierung gestimmt.

Ich erinnere diese bittere Niederlage der „Gesundheit ist keine Ware“ Bewegung. Der Volksentscheid war nicht rechtsverbindlich in der Hamburger Verfassung verankert.

Aktuell feiert sich der Krankenhaus Konzern für zwanzig Jahre Asklepios.

Vielleicht bedauert die verhärmte Unfreundliche, dass sie damals nicht die Option der Mitarbeitenden nutzte im öffentlichen Dienst zu verbleiben.

Die zweite Lichtgestalt dieses Klinikaufenthalt, war die Radiologie Assistentin, biodeutsch mit Pottschnitt, Ü-50, mit kräftigem grauem Haar, die mich anfauchte, vom Transfer von einer Liege auf die Andere, “ was können Sie überhaupt noch“, auch sie wahrscheinlich ausgepowert, abgekämpft, das die körperlich schwer beeinträchtigte Patientin zur Inkarnation ihrer Misere im privatisierten Personalmangel wird.

Ihre an mich adressierte Gemeinheit erreicht mich innerlich nicht, „wollen Sie mich fertig machen“, antwortetet es aus mir.

Zum Abschied des Herz CDs tätschelt sie mir ungelenk die Schulter.

Ein Echolot des Herzens folgt, der Arzt zeigt mir vier kräftige Kammern, organisch, wie ich tief in mir wusste, ist alles in Ordnung mit meinem Herzen, auch niemand in meiner Familie war herzkrank. Die vorübergehende Entgleisung war durch Panik und Kummer, symptomatisch als Dissoziation bedingt.

Der Tochter von Frau Rogge berichtete ich stellvertretend für meine mangelhafte Versorgung, dass ihre Mutter in drei Tagen nicht gewaschen wurde, als sie den Wunsch äußerte zu sitzen, sie an die Bettkante, mit nach hinten offenem OP Hemd gesetzt wurde, wo sie sich nicht halten konnte, dass man sie schnell wieder flach legen konnte, aber niemand hört meine Klage, mit einer Fiebernden Blasenentzündung auf die Kardiologie verbracht worden zu sein, ohne angelegte Urin Kultur, trotz mitgebrachten vorgeheizten Lanor Bericht, drei orale Antibiotika, immer wieder neue identifizierte Keime, mich zum AK Wandsbek vom RTW fahren gelassen, weil es dort eine Utologie gibt, und landete auf der Kardiologie, kein Urologe wurde konsultiert, die Urin Kultur erst auf mein Drängen angelegt. Ich habe Angst irgendwann nicht mehr die Kraft zu haben mich gegen an das Bett fesselnde Urinbeutel kämpfen zu können, gerade mobilisiert das meinen Widerstand auch gegen die eigene Trägheit beim Lauftraing.

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Danke, dass du vorbeischaust! Ich bin Kathrin Köpp, psychologische Psychotherapeutin aus Hamburg. Neben meiner Arbeit in der Praxis biete ich eine Online-Beratung für Krisensituationen und diagnostische Einschätzungen für Selbstzahler ohne Wartezeit an. Auf diesem Blog möchte ich mit dir Geschichten aus meinem beruflichen und privaten Alltag als von MS-Betroffene teilen. Meine wichtigste Mitarbeiterin ist Miss Molly, nach zehn Jahren als Hauskatze auch als Queen Mom bekannt. Besonders bei ängstlichen und depressiven Patientinnen ist sie ein wertvoller Teil meines Teams.

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