
Als Kind war meine Oma Hilda die einzig bedingungslos Liebende. Zum Baden wurde auf der Küchenhexe, ein Holz- und Kohle Ofen, auf dem auch gekocht wurde das Badewasser erwärmt. Gebadet wurde in einer Zinkwanne, die Kleidung auf der Küchenhexe gewärmt. Oma arbeitete im Verkauf einer Bäckerei, sie brachte die Randstücke der Kuchenplatten, und eben die zimtigen Hefeteile.
Der Name des Gebäcks, das typisch für Hamburg ist, lässt mich spekulieren, ob es aus der Zeit der Französischen Besatzung ist, die von November 1806 bis Mai 1814 stammt, und vielleicht ein Versuch war ein Croissant zu imitieren, wohl eher kreierte ein Hamburger Bäcker mein morgendliches Wonnestück. Aus der Franzosen Zeit blieben einige schöne Wortkreationen, etwa die Fiesematenten, abgewandelt aus dem französischen „visite ma tante“, das junge Frauen als Vorwand nutzten, wenn sie sich mit einem feschen Franzosen trafen.
Nach der Schule arbeitete ich einige Monate in einer Großbäckerei, ich platzierte Heferohlinge auf schwere Backbleche, die in einen Eisenwagen platziert wurden.
Der Arbeitsbeginn war,morgens um 5.00 Uhr, ich stieg um 4.00 Uhr auf mein Fahrrad sechs Tage die Woche.
Die festangestellten Kollegen tranken fast alle, hatten abgearbeitete Körper und Gesichter, es war ein wenig Vorhölle bei „Nur Hier“.
Einige Jahrzehnte später trat das Franzbrot wieder in mein Leben, bei Bäckerei Pritsch in Uhlenhorst, bis heute meine Hauptbezugsquelle.
Ich war zwei Jahre für die Barmer Ersatzkasse beratend tätig, ich hatte mich aus der Drogenhilfe in die Freiberuflichkeit gerettet, das Projekt Suizid nach MS-Diagnose und Trennung der vermeintlichen Liebe meines Lebens hatte ich durch das zähe Ringen von Dr. Friedrich, einem Psychoanalytiker, und Kater Max storniert.
Dreimal wöchentlich parkte ich auf dem Weg nach Hammerbrook zur Ersatzkasse in zweiter Reihe in der Papenhuder Straße und tröstete mein Unglück mit zwei Streuselfranzbroten, die immense Gewichtszunahme, verstärkt durch die Butterstreusel realisierte ich in meinem Unglück erstmals nach ca zehn zusätzlichen Kilos.
Nach meiner Kündigung, und meiner Neuerfindung, weil das Leben doch immer weiter geht, verlor ich den Frustspeck schnell.
Heute habe ich für den morgendlichen Süßkick immer einen Vorrat im Tiefkühlschrank, frisch aufgebacken zum EspressoLatte mag der Tag beginnen.
Oma Hilda ist immer dabei.




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