Josephine arbeitet seit Oktober für mich als Assistenz im Haushalt und in der Praxis. Sie ist vierundzwanzig Jahre, und im Masterstudium an der Technischen Universität.
Ihre Leidenschaft gilt den Flugzeugen, irgendwann wird sie welche konstruieren, ich bewundere ihre Zielstrebigkeit.
Ich wusste nichts über Kamerun, bevor ich sie kennen lernte. In dreizehn Jahren Schule bis zum Abitur kam die deutsche Kolonialgeschichte weder in Geografie, noch im Geschichtsunterricht vor.
Kamerun war bis 1919 deutsche Kolonie, nach dem ersten Weltkrieg übernahmen die Siegermächte England und Frankreich als Mandat vom Volkerbund, und halbierten den Staat, mutmaßlich mit einem Lineal.
Der Hamburger Kaufmann Woermann, mitbeteiligt an der Gründung des Vorläufers der heutigen Commerzbank ließ sich 1868 in Kamerun nieder, und tauschte Palmöl und Kautschuk gegen Branntwein, Tabak und Waffen. Bananen, Erdnüsse und Elfenbein wurden auch importiert, im Tausch gegen billige Industrieprodukte.
Woermann setzte es als Reichstagsabgeordneter durch, dass Bismarck eine militärische Expedition zur Durchsetzung seiner Handelswege durchsetze, und die einheimischen Dualas als Zwischenhändler absetze, im weiteren Verlauf versklavte das Deutsche Reich die Bakoko, und die Mabea, Aufstände wurden mit Unterstützung deutscher Marinesoldaten niedergeschlagen.
Durch die Übernahme der deutschen Kolonien durch die Siegermächte im ersten Weltkrieg, sind die ehemaligen Kolonien, und die wirtschaftliche Ausbeutung und grausamen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der deutschen Öffentlichkeit wenig präsent, gleichwohl wenn der Reichtum der Hansestadt Hamburg aus dieser Quelle stammt.
Im Fokus deutscher Vergangenheitsbewältigung steht der Holocaust mit der industriellen Vernichtung von Millionen, das wir zusammen mit den anderen europäischen Seemächten auch an der Kolonialen Ausbeutung beteiligt waren, und deren wirtschaftlichen und sozialen Folgen, wird gerade auch im Zeichen rechtspopulistisch geprägter Migrationsabwehr nicht der historischen Verantwortung entsprechend berücksichtigt.
Wir sind die die auf Einwanderung angewiesen sind, und doch wenig einladend für die, wie Kamerun auch noch von dem durch die Industriestaaten verursachten Klimawandel betroffen sind.


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